Der Hauptbahnhof Frankfurt am Main feiert am 18. August seinen 135. Geburtstag

Kaum ein Bauwerk in Frankfurt am Main ist so bekannt, hat eine so bewegende Historie und weckt so viele Emotionen wie der Hauptbahnhof. Das eindrucksvolle Bauwerk, das am 18. August 1888 in Betrieb genommen wurde, prägt die Stadt seit 135 Jahren. Bereits damals war der Hauptbahnhof einer der bedeutendsten Verkehrsknoten Deutschlands – und er ist es mit einer halben Million Reisenden und Besucher:innen täglich auch heute noch.
Gleichzeitig ist der Bahnhof ein wichtiges Eingangstor zum Frankfurter Bahnhofsviertel und zur Innenstadt.

Durch die Historie des Hauptbahnhofs zieht sich eines von Anfang an wie ein roter Faden: Er sollte stets ein ansprechender Ausgangs- und Zielort für komfortables Bahnreisen sein. Gleichzeitig wird über die Jahre immer mehr Platz für mehr Züge und Menschen benötigt. Mit den Anforderungen der Mobilitätswende wächst die Bedeutung des Frankfurter Hauptbahnhofs nochmals deutlich. Schon heute verkehren hier weit über tausend Züge – Tendenz steigend. Daher setzt die Deutsche Bahn (DB) insbesondere mit dem Masterplan Frankfurt Hauptbahnhof, dem geplanten Fernbahntunnel und den zugehörigen unterirdischen ICE/ICBahnsteigen eine der größten Modernisierungs- und Kapazitätsoffensiven unter dem historischen Bahnhofsdach um.

Mehr Platz, mehr Licht, mehr Aufenthaltsqualität: Zukunft des Hauptbahnhofs

Mit dem Masterplan läutet die DB die Zukunft für den Frankfurter Hauptbahnhof ein. Gäste und Reisende sollen sich willkommen fühlen und komfortabel und sicher reisen. Dazu gehört im Wesentlichen, dass die unterirdische Verteilerebene (B-Ebene) und der Nordbau komplett umgestaltet werden. Auch die Zugänge zwischen Eingangshalle und B-Ebene passt die DB aufwändig an. Die wichtigste Veränderung hierbei ist ein großzügiger Lichthof, der künftig beide Bereiche miteinander verbinden wird. Im Innern erhält das Bahnhofsgebäude sein historisches Antlitz zurück: Am Querbahnsteig und in der Empfangshalle verschwinden auch im Nordbereich die Vorbauten der Läden, wodurch die Natursteinfassaden nach historischem Vorbild wieder hergestellt werden können. Gemeinsam mit Bund und Stadt investiert die DB allein für den ersten Teilabschnitt – Neustrukturierung der B-Ebene mit der vorgesehenen Deckenöffnung zur Schalterhalle sowie einer Neuordnung der Ein- und Ausgänge – insgesamt rund 375 Millionen Euro.

Die Umgestaltung der B-Ebene zu einem einladenden, lichtdurchfluteten Bereich mit Einkaufsmöglichkeiten läuft auf Hochtouren. Seit Herbst 2020 baut die DB die bestehenden Füllmaterialien, technischen Einbauten sowie Böden und Decken aus. Der Zeitplan sieht vor, die B-Ebene zur Fußball-Europameisterschaft im Juni 2024 zunächst teilweise zu öffnen, damit Reisende und Besucher:innen die Wege nutzen können, um gut zum Stadion und zurückzugelangen

Insgesamt setzt die DB im Frankfurter Hauptbahnhof aktuell über 20 einzelne Projekte um, die alle der Erhaltung, Modernisierung und Weiterentwicklung des Bahnhofs dienen und zeitlich eng aufeinander aufbauen. Dazu gehören der Ausbau heute nicht mehr nutzbarer Dämmstoffe ebenso wie die Verlegung von tausenden Metern Kabeln in den unterirdischen Bereichen oder die Einrichtung von Interimsbüros für das Bahnhofsmanagement im Südflügel. Außerdem erneuert die DB bauliche und haustechnische Anlagen in großem Stil und sorgt für den neuesten
Brandschutz. Sämtliche Anlagen der Reisendeninformation werden sukzessive auf den neuesten Stand gebracht. Für die Belange des Betriebs und der Sicherheit ist bereits Videotechnik der neuesten Generation im Einsatz.

Parallel finden im engen Schulterschluss mit dem Denkmalschutz die Sanierungsarbeiten in der Eingangshalle und den angrenzenden Gebäudeteilen statt. Hier wurden in den vergangenen Monaten bereits statische und denkmalpflegerische Untersuchungen unter anderem an den Deckenbögen durchgeführt. Die DB hat dabei zum Bespiel den Südflügel im Bereich des ehemaligen Restaurants Cosmopolitan saniert.

Voraussichtlich 2027 öffnet die DB die Fläche zwischen Haupteingang und Querbahnsteig. Damit erhält der Hauptbahnhof ein attraktives, zeitgemäßes
Erscheinungsbild, einen neuen Einkaufs- und Gastronomiebereich und Platz für mehr Fahrgäste, die die klimafreundliche Bahn für Ihre Reise nutzen möchten. Die offene Gestaltung soll zusätzlich Transparenz und Sichtverbindungen schaffen. Schon heute legt die DB zudem viel Augenmerk auch auf die künftige Anbindung des Fernbahntunnels mit zusätzlichen unterirdischen Bahnsteigen für die ICE/IC-Züge.

Geschichte von 1888 bis heute

Ende des 19. Jahrhunderts war klar: Die Kapazität der drei bestehenden Frankfurter Westbahnhöfe reichte nicht mehr aus, um das wachsende Verkehrsaufkommen in der boomenden Messestadt zu bewältigen. Ein Neubau musste her, und zwar nicht irgendeiner, sondern eine repräsentative und gleichzeitig moderne Station. Die Planung des Empfangsgebäudes im Stil der Neorenaissance übernahm der Architekt Hermann Eggert. Der für seine imposanten Stahlbauten bekannte Johann Wilhelm Schwedler erhielt den Auftrag für die drei Bahnhofshallen. Am 18. August 1888 war der „Centralbahnhof Frankfurt“ – mit 18 Gleisen damals größter Bahnhof Europas – fertiggestellt. Mit dem neuen Bahnhof begann auch die Entstehung des Bahnhofsviertels mit der heute noch weitgehend erhaltenen Bebauung der Kaiserstraße.

Schon kurze Zeit nach Eröffnung des Centralbahnhofs zeigte sich: Es brauchte noch mehr Gleise, um dem weiter steigenden Bedarf bedienen zu können. Daher wurden bis 1924 rechts und links der bestehenden Haupthalle zwei ergänzende Seitenflügel aus aufwändigen Stein- und Stahlkonstruktionen im neoklassizistischen Stil erbaut. Es entstanden zudem sieben weitere Gleise nebst zugehörigen Bahnsteigen.

Im zweiten Weltkrieg wurde der Frankfurter Hauptbahnhof teilweise zerstört, vor allem die Glas- und Dachkonstruktionen. Auch die Sandsteinfassade wurde unter anderem durch Feuer beschädigt. Von 1945 bis Ende der 1960er Jahre wurde die Station in mehreren Etappen saniert und repariert. Außerdem entstanden in dieser Zeit Zwischenebenen und Vorbauten – zum Beispiel für Geschäfte, Gastronomie oder Büros.

In den 1970er Jahren stand dem Hauptbahnhof erneut eine wesentliche Änderung bevor: für eine bessere Mobilität der Frankfurter:innen nahmen ein neuer tiefliegender U- und S-Bahn-Bereich sowie eine Geschäftsfläche unter dem Bahnhofsvorplatz Gestalt an. Für die damit verbundenen Arbeiten musste zunächst auch der Nordflügel des Hauptbahnhofs weichen. Die sogenannte B-Ebene sowie die U- und S-Bahn-Stationen gingen 1978 in Betrieb.

Ein historisches Gebäude wie der Frankfurter Hauptbahnhof muss fortwährend fachgerecht instandgehalten werden. Bundesbahn und später DB haben mit verschiedenen Partner:innen regelmäßig in die bestehenden Anlagen investiert. Zuletzt wurden von 2002 bis 2006 die Bahnsteighallendächer erneuert. 2013 setzten Spezialist:innen die etwa 2.700 Quadratmeter große Natursteinfassade am Haupteingang des Empfangsgebäudes denkmalgerecht instand. Ein Jahr später nahm die für den Hauptbahnhof charakteristische 4,5 Tonnen schwere, etwa sechseinhalb Meter hohe Atlasgruppe nach Restaurierung wieder ihren Platz auf dem Bahnhofsdach ein.

Daten, Fakten, Wissenswertes

  • Der Frankfurter Hauptbahnhof in seiner heutigen Ausdehnung ist ca. 270 Meter breit und an seiner höchsten Stelle über 30 Meter hoch. Er gehört damit neben München, Leipzig und Zürich zu den flächenmäßig größten Bahnhöfen in Europa.
  • Ursprünglich sollte in Frankfurt am Main ein gigantischer Bahnhof mit 34 Gleisen entstehen. Man entschied sich aber vor allem aus Platzgründen für eine Variante mit zunächst 18 Gleisen sowie ausgelagerten bzw. unterirdischen Anlagen zum Beispiel für Post-, Gepäck- und Güterabfertigung.
  • Folgende Strecken sind an den Hauptbahnhof angebunden: Frankfurt – Wiesbaden, Frankfurt – Gießen – Kassel, Frankfurt – Aschaffenburg, Frankfurt – Göttingen, Frankfurt – Darmstadt – Heidelberg, Frankfurt – Mannheim, Frankfurt – Mainz, Frankfurt – Flughafen – Köln, Frankfurt – Limburg, die SBahn-Strecken samt Innenstadttunnel Frankfurt sowie U-Bahn-Strecken.
  • Obwohl der Hauptbahnhof Frankfurt 25 Gleise hat, sind nur 24 von ihnen angezeigt. Die Erklärung: Bahnsteig 1 ist in die Gleise 1 und 1A aufgeteilt. „Gleis 25“ ist eine Frankfurter Kneipe am Nordausgang der Station. Die DB plant jedoch, perspektivisch ein weiteres Gleis in den Bahnhof zu integrieren.
  • Unter dem Hauptbahnhof geht es mehrere Etagen in die Tiefe. Hier verlaufen neben der B-Ebene und den U- und S-Bahn-Bereichen viele weitere Wege und Gänge, die in Summe rund 11 Kilometer lang sind. Hier befinden sich unter anderem Lüftungsanlagen, Lagerräume für die Geschäfte, jede Menge Technik und das Fundbüro. Früher wurde hier auch das Gepäck der Fahrgäste und die Post sortiert.
  • Allein 220 Mitarbeitende im Bahnhofsmanagement sorgen jeden Tag dafür, dass im Bahnhof alles läuft. Hinzu kommen viele weitere Kolleginnen und Kollegen – zum Beispiel im Fahrkartenverkauf, in der Lounge, im Bereich Reinigung und Sicherheit oder in der Gastronomie. Für den Masterplan und die Instandhaltung sind außerdem jede Menge Ingenieur:innen, Planer:innen, Restaurator:innen und Personale verschiedener Handwerksberufe unterwegs.
  • Der Frankfurter Hauptbahnhof ist schon immer auch Spiegelbild und Schauplatz gesellschaftlicher Themen und Entwicklungen. Die Bahnhofsmission ist hierbei seit vielen Jahren eine wichtige und bewährte Anlaufstelle – nicht zuletzt auch für geflüchtete Menschen aus der Ukraine oder anderen Ländern. Generell sind Aufgaben wie Sicherheit und Umfeldgestaltung Gemeinschaftsaufgabe von Stadt, DB und den verschiedenen sozialen Einrichtungen.
  • Bei den Renovierungsarbeiten im Südflügel entdeckten Bauteams unter einer Dämmung eine mit Ornamenten bemalte Decke. Recherchen ergaben, dass in dieser Kuppel des ehemaligen Restaurants Cosmopolitan ein Herrenwaschraum untergebracht war. Allerdings gab es damals noch keine Zwischeneinbauten, so dass die Deckenhöhe etwa zehn Meter betrug. Für die Damen gab es derartige Einrichtungen zu dieser Zeit nicht. Die historische Decke ist inzwischen wieder in ihrer einstigen Schönheit mit blau-weißer Farbgebung hergestellt.
  • Seit Baubeginn 2020 wurden in der B-Ebene und den darunterliegenden Technikebenen 61 Personen- und Materialschleusen eingesetzt, um bisher rund 150 Tonnen schadstoffbelasteter Abfälle, knapp zwei Kilometer Rohrleitungen und 339 Brandschutzklappen zurückzubauen und zu entsorgen. Insgesamt baut die DB in drei Bauabschnitten auf einer Fläche von rund 12 Fußballfeldern alte, nicht mehr zeitgemäße bzw. schadstoffbelastete Einbauten zurück und setzt eine moderne Wege- und Flächennutzung um.

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